Frage: "Welches ist
die Bedeutung vom Sexualverkehr zwischen Menschen? Und was hat dieses mit
Liebe zu tun?"
BeiYin: "Sexualverkehr
ist 'Liebe' auf der fleischlichen Körperebene. Es ist die carnale
Vereinigung zweier Individuen und damit die Erfüllung der Sehnsucht
nach Einssein, (wenn auch eine limitierte Erfüllung und somit häufig
ein Ersatz für ein Einssein auf anderen Ebenen bzw. in seiner Ganzheit).
Durch das Stimulieren der Nerven beim Sexualakt werden bei den Beteiligten
Reaktionen ausgelöst, die das gesamte System erfassen, also ebenfalls
Emotional- und Mentalkörper. In einem so starken Maße, daß
unter Umständen die Persönlichkeitsgrenzen gesprengt werden,
insbesondere beim Erreichen des Orgasmus. In diesem Moment kann ein Einssein
mit dem/der Sexpartner/in erfahren werden. Liegt eine Gefühlsblockade
vor, die auch durch das Höchstmaß an Stimulans nicht durchbrochen
wird, kann in der Regel kein vollständiger Orgasmus eintreten. Auf
Dauer wird dadurch ebenfalls die Reproduktionsfähigkeit beeinträchtigt.
Das Gefühlsleben mancher
Personen ist bis auf Rudimente geschrumpft. Es wird versucht, durch Hormonbehandlung
und andere Manipulationen die Körperfunktionen zu regenerieren, man
schiebt damit allerdings das Problem nur vor sich her. An dem Beispiel
sehen wir, wie gefährlich es ist, Gefühle zu verdrängen,
das heißt, Reaktionen nicht zuzulassen.
Schließt 'Liebe'
die Gefühlsebene nicht mit ein, so hat dies Rückwirkungen auf
das gesamte System. So werden Körperfunktionen eingeschränkt
und meistens wird ebenfalls der Mentalkörper beeinträchtigt.
Die Liebesfähigkeit wird also auf fast allen Ebenen reduziert sein.
Die Sehnsucht nach Einssein besteht zwar unvermindert fort und auch das
Bedürfnis nach Sex, häufig sogar übersteigert, jedoch die
Unmöglichkeit, die Persönlichkeitsgrenzen zu überschreiten,
führt letztendlich in eine Sackgasse. Zuvor werden bis zum Exzeß
alle erreichbaren Stimuli versucht, wobei Alkohol und Drogen als Mittel
dafür bereits fast zur Selbstverständlichkeit geworden sind.
Alles dieses als letzter verzweifelter
Versuch, die Enge der Persönlichkeit zu sprengen. Dieses wird bei
sehr vielen Menschen immer deutlicher. Der Streß steigt an, bis zum
äußersten Leid in Verzweiflung. Bis vielleicht letztendlich
das erstarrte Festhalten sich lockert oder bis die eingeengte Persönlichkeit
zerbricht - und das Individuum eventuell daran zugrunde geht.
Entsteht ein 'fragendes
Suchen', könnten die ersten Schritte zu einer echten Bezugnahme
einsetzen. Dadurch könnte der Schaden auf den verschiedenen Ebenen,
in einem behutsamen, natürlichen (Lern-)Prozeß, heilen. Um dann
letztendlich zu einer, die ganze Existenz des Individuums erfassenden Liebe
zu gelangen; die dann auch darüber hinaus geht und diesen Menschen
nicht nur mit seinem Partner bzw. seinem Gegenüber auf das innigste
verbindet, sondern mit dem SEIN der gesamten Schöpfung..."
Kommentar: "Die Bedeutung
von Sex, über die naturgegebene Reproduktion hinaus, ist also für
die Menschen diejenige, daß sie dadurch bis an ihre Grenzen stoßen,
mit der Möglichkeit, diese zu überschreiten. Um dadurch Liebe
zu erfahren und zu leben, die nicht an die Persönlichkeit gebunden
ist. Die so umfassend ist, daß Trennungen darin aufgehoben sind.
Diese Erfahrung kann bewirken, daß die Enge der Persönlichkeit
sich lockert usw. Mir ist bekannt, daß daraus eine Technik für
'spirituelles
Wachstum' entstanden ist, sie wird 'Tantra-Yoga'
genannt und
in Seminaren und Wochenendkursen angeboten. Es erscheint mir allerdings
absurd, wenn dann in entsprechenden Anzeigen Sexpartner dafür gesucht
werden."
BeiYin: "So ist es.
Wenn etwas Erfolg im Leben hat, wird es herausgelöst aus seinen Abläufen
und zu einer Erfolgstechnik postuliert, die dann für klingende Münze
weitergegeben wird. Lassen wir das jetzt. Halten wir uns lieber daran,
was im täglichen Leben auf uns zukommt und versuchen wir, dem gerecht
zu werden...
Wenn sich die verschiedenen
Blockaden gelockert haben, was mit der Auflösung der Konditionierungen
einher geht, wird die Liebesfähigkeit wachsen und ebenso Bereitschaft,
Liebe zu empfangen, sei es die eines Partners oder die Liebe, die den Menschen
durch die Existenz alles Seienden in jedem Moment, unkonditioniert und
in überreichlicher Fülle, entgegenkommt. Die Konditionierung
verursacht allein der Empfangende!"
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