Frage: "Warum gibt es immer noch Kriege, trotz der Bemühungen der UNO und anderer Friedensorganisationen? Und obwohl auch die Staatsführer der beteiligten Kontrahenten bemüht sind, Gewaltanwendungen zu vermeiden?" 

    BeiYin: "Staatsführer sind nicht in der Lage, bei politischen Konflikten gewaltfreie Lösungen herbeizuführen, weil auch sie mit ihrem persönlichen Willen nicht mehr darstellen und bewirken können als die Gesamtheit der von ihnen vertretenen Bürger. Es dürfte bekannt sein, daß Aggressionen durch Akkumulation von Spannungen hervorgerufen werden, die sich im 'Außen', also am zunächst erreichbaren Gegenüber, abreagieren. Im Kleinen als Familien- oder Partnerschaftsstreit und im Großen als Krieg. Jedoch besagt das Wissen darüber noch nicht, daß damit Spannungen und Aggressionen im persönlichen Alltagsleben vermieden bzw. im Idealfall kreativ konstruktiv umgesetzt werden. Das ist ein Schritt, zu dem wenige Individuen fähig sind. Staatsorgane haben sich gleichermaßen als unfähig dazu erwiesen. So lange es unreflektierte (unbewußte) Spannungen gibt, im Großen und im Kleinen, und so lange diese in Aggressionen nach außen oder nach innen abreagiert werden, wird es Krieg, Streit und Disharmonie geben. Das ist die Realität der Menschen dieses Planeten. 
    In den Wunschvisionen der Menschheit, die seit Generationen von den verschiedensten Ideologien genährt werden, kommt die Sehnsucht nach Frieden, Freiheit, Liebe, Gerechtigkeit, Geborgenheit, Harmonie, Wohlbefinden, Sinngebung und Erfüllung zum Ausdruck. Die Menschen versuchen diese Vorstellungen zu verwirklichen und stoßen dabei auf die Alltagsrealität, die ihren Wünschen so sehr entgegengesetzt ist. Die tägliche Realität wird durch die innere Realität aller Beteiligten verursacht, das heißt, durch die sie bestimmende individuelle Struktur jedes Einzelnen. Bis jetzt nehmen die wenigsten Menschen ihre Realität wahr, weder ihre innere noch ihre Äußere, das heißt, sie haben sie so weit wie möglich verdrängt und haben versucht, die Welt und sich selbst nach dem Bilde ihrer Wunschträume zu formen. Da hinein haben die Menschen ihre gesamte Energie gegeben und haben damit gerade das bewirkt, was sie durch ihre Träume vermeiden wollten: Unzufriedenheit durch fortwährende Enttäuschungen, daraus resultierende Spannungen, Verunsicherung und Disharmonie, Streit mit den Menschen, die ihnen am nächsten sind und so weiter. 
    Die Wirklichkeit, das ist die tägliche Realität, ist stärker als alle Wunschträume. Das Leben, wie es allen Individuen in jedem Moment begegnet, versucht zu lehren: Damit sie ihre Täuschung ablegen, in dem sie ent-täuscht werden. Weil die Menschen jedoch reflektionslos mit ihren Wünschen identifiziert sind, werden sie ständig frustriert, d.h. ent-täuscht. Die dabei auftretenden und sich aufstauenden Spannungen führen zu Entladungen durch aggressive Gefühlsäußerungen, wie Ärger, Wut, usw. oder zu regressiven Gefühlen wie z.B. Trauer. Falls diese Möglichkeiten des 'natürlichen' Ausgleichs blockiert sind, kristallisieren sie sich, über viele Schritte, wie Resignation, Depression, usw. in Form von Krankheiten. Aus all dem wird klar, daß ein ständiger Kampf stattfindet: Gegen die Umstände, gegen die Umwelt, gegen die Mitmenschen und nicht zuletzt jeder einzelne gegen sich selbst. Die Menschen befinden sich in einem ständigem Kriegszustand mit der Realität." 

    Frage: "Wenn es wirklich so ist, und es erscheint einleuchtend, dann sind wir Menschen offensichtlich maßlos dumm, da wir diese Tatsachen nicht erkennen. Es schien mir immer schon absurd zu sein, für Fried und Harmonie kämpfen zu wollen. Wir kämpfen für Illusionen und um mit aller Kraft daran festzuhalten. Wie dumm von uns!"

    BeiYin: "Es ist nicht eine Frage der Intelligenz, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß alle Menschen, mit dem gegenwärtig vorhandenen 'Normalbewußtsein', sich in einer Art Traumzustand befinden, das heißt, daß die Menschen nur halbwach sind. Diese an sich offensichtliche Tatsache zu erkennen, ist eine Frage der Selbst-Realisation, also der integrierten Erfahrung durch bewußte Wahrnehmung. Die Erkenntnis des eigenen Traumzustands fällt so schwer, weil dieser limitierte und so fest atablierte Bewußtseinszustand eine derartige Selbstverständlichkeit ist, daß er höchstens von extremen Außenseitern hinterfragt wird, die dann damit häufig erheblich anecken und zum allgemeinen Ärgernis werden. Es ist dem 'Normalmenschen', unter gewöhnlichen Umständen, so gut wie unmöglich 'aufzuwachen', um seine Willenskraft zur Unterscheidung einzusetzen. Um sich zu fragen: Was entspricht meiner eigenen Struktur, also meiner Identifikation mit Vorstellungen? Welches sind die von mir gehegten Wünsche, wie hätte ich mich und die Welt gerne? Andererseits: Wie ist es wirklich?
    Da keine Möglichkeit für Staatsorgane und Staatsführer besteht, einen Erkenntnisschritt im Namen der Gesamtheit des Volkes zu vollziehen, wenn nicht eine Mindestanzahl derer für sich selbst dazu in der Lage sind, so bleibt als Auswirkung nur die Realität mit all der Härte des täglichen Kleinkrieges und als Verdichtung dessen im Kollektiv, der Ausbruch eines Völkerkrieges: Schmerzen, Tod, persönlicher Verlust und Verzweiflung. In einem Maße, bei welchem eine Steigerung des Leidens nicht mehr möglich erscheint. Das Ergebnis ist das Zerbrechen der hoffnungsvollen Vision von Frieden und Zufriedenheit, entweder durch den Tod oder zumindest den Verlust der Gesundheit, des Besitzes oder der nächsten Angehörigen. Dem können die betroffenen Menschen sich nicht entziehen. Aber ist das Geschehen eines Krieges wirklich sinnlos? 
    Es erscheint den darin verwickelten Menschen so, weil sie leiden und weil sie nicht verstehen, wozu ihr Leid gut sein sollte. Diese direkt vom Krieg betroffenen Menschen leiden stellvertretend auch für diejenigen, die sich noch in ihrer gesicherten Selbstzufriedenheit befinden und vom Leid entfernter Menschen nicht betroffen sind. Sie sind aber sehr wohl betroffen, da sie mit Ausnahme der Körperebene, mit allen andern Ebenen direkt mit den Leidenden verbunden sind, auch wenn dieses für sie nicht wahrnehmbar ist."

    Kommentar: "Die Menschen, die nicht direkt von Kampfhandlungen berührt werden und diese nur im Fernsehen mit verfolgen, sollten eigentlich ebenfalls 'betroffen' sein. Dann könnte dieses 'Betroffensein' bewirken, daß die Menschen aus ihrem bequem gewordenen Konsumentendasein aufgeschreckt werden."

    BeiYin: "Richtig, der eine oder andere hat damit die Möglichkeit, endlich aufzuwachen; das heißt, daß damit eine kreative Veränderung in seiner indifferenten Haltung eintreten könnte. Mit der Wirkung, daß bisher Selbstverständliches, bzw. gleichgültig Hingenommenes, hinterfragt wird. Es könnte eine längst fällige Werteverschiebung einleiten. Nicht weg vom Materialismus hin zu spirituellen Ideologien, - sondern hin zu Praktischem, Gegenwartsbezogenem, konsequent Realitätsbezogenem. Deshalb gilt es als erstes, die Realität in ihrer Tragweite im persönlichen Bereich zu erkennen und daheraus Entscheidungen zu treffen. Dieses vollzieht sich im Alltagsleben, in jedem Moment der täglichen Konfrontation mit den persönlichen Umständen. Hier fällt die Entscheidung über Krieg und Frieden und nicht an Konferenztischen der Politiker." 

    Kommentar: "Es ist nun einmal eine offensichtliche Tatsache, daß wir nicht aufwachen wollen aus unserem liebgewordenen Traum von Frieden, Liebe und Harmonie. Wir demonstrieren lieber für den Frieden. Andererseits nehmen wir eine Kriegssituation als willkommenen Anlaß, um unsere Aggressionen heraus zu lassen und auf einen Bösewicht richten zu können. In sofern sind wir alle selbst 'Hussein' oder wie der Kriegsgott gerade heißen mag, auch wenn wir dies nicht wahrhaben wollen."

    BeiYin: "In der heutigen Alltagswelt gehört, seit historischen Zeiten, Kampf und Leid zur gegebenen und übernommenen Struktur des menschlichen Daseins bzw. Bewußtseins. Kampf und Leid sind die Auswirkungen des vorhandenen Bewußtseins. Jeder Einzelne befindet sich in einem individuellen 'Kriegszustand', - durch die Konfrontation mit der Realität. Dieses wird als etwas Negatives gesehen, denn jeder ist davon unmittelbar durch Mühsal und Leiden betroffen. Jedoch aus einer anderen Perspektive gesehen, hat das Leiden einen Sinn, denn es bewirkt auf Dauer, daß die Menschen aufwachen und erkennen und damit die Möglichkeit haben, aus ihrer permanenten Kriegshaltung herauszutreten. Jeder Völkerkrieg ist mit unermeßlichem Leid verbunden. Brauchen die Menschen dieses Leid, um nach einigen Jahrzehnten 'Frieden' aus ihrer Ersatz-Traum-Welt herauszutreten? Auch wer nicht unmittelbar selbst vom Leid anderer Menschen in einem fernen Land betroffen ist, könnte sich vielleicht doch veranlaßt sehen, für einen Moment aus dem Tumult des täglichen, ichbezogenen Daseinskampfes zurückzutreten und über seine wirkliche Situation zu reflektieren und als Konsequenz daraus eine Entscheidung zu treffen? - 
    Die Kampfhaltung ist eine Selbstverständlichkeit, die wie andere Triebe und Gewohnheiten von der großen Mehrheit der Menschen nicht angezweifelt bzw. hinterfragt wird. Jedoch hat diese triebhafte, unbewußte Haltung eine Reihe von Wirkungen, die das gesamte Leben in einer vorgezeichneten Weise ausrichtet und Ergebnisse zeitigt, die in ihrer Anhäufung zum Zusammenbruch der verschiedenen Systeme führen. Angefangen beim persönlichen, über das wirtschaftliche und politische, bis hin zum ökologischen Gleichgewicht des Planeten Erde." 

    Kommentar: "Den Kampftrieb haben wir von unseren Vorfahren geerbt. Bei den Tieren und bei den Urmenschen wurde damit die Auslese und Entwicklung bewirkt. Diese Triebe sind auch heute noch bei jedem einzelnen Menschen vorhanden und wirksam, auch wenn sie so überlagert sind, daß sie ins Unbewußte abgedrängt wurden. Dem Überlebenskampf diente unter anderem auch das Anhäufen von Vorräten: Das Besitzstreben. Der Stärkste hatte die meisten Vorräte und damit die größte Möglichkeit, Hungerstrecken zu überleben. Diese Haltung besteht auch heute unvermindert. Der Stärkste, der Schlaueste und der, der den meisten Besitz angehäuft hat, ist am angesehensten und wird demzufolge auch der Anführer der Gruppe. Wie sollte es anders sein, daß Reichtum und Erfolg nicht als Lebensziele an vorrangiger Stelle stehen?"

    BeiYin: "Eine Entwicklung wird durch den Kampftrieb seit langem nicht mehr gefördert, und der Trieb, Besitz anzuhäufen, schafft keine Sicherheit mehr. Im Gegenteil, diese Kräfte richten sich in ihrer Auswirkung immer mehr gegen den Menschen. Irrtümlicherweise werden die Ziele in Verbindung mit dem Erfolgs- und Besitzstreben mit dem unbewußten Drang nach Erfüllung und Glücklichsein gleichgesetzt, beziehungsweise verwechselt. Daß der Trieb, Besitz anzuhäufen, recht wenig mit Vernunft zu tun hat, ebensowenig wie der Kampftrieb, wird aus der folgeträchtigen, absurden Tatsache deutlich, daß die Menschen das Anhäufen von Besitz jeglicher Art auch dann unvermindert weiter betreiben, wenn sie um ein Vielfaches mehr besitzen, als sie je in ihrem Leben nutzen oder verbrauchen können. Das Anhäufen wird auch auf Kosten der Mitmenschen fortgesetzt und im steigenden Maße auch auf Kosten der eigenen Lebensgrundlagen. Es ist eindeutig, daß ein permanenter Kriegszustand auf allen Ebenen vorhanden ist. In dem Moment wird er akut und damit meist dramatisch, wenn aufgestaute Aggressionen nach außen auf einen Gegner gerichtet werden. Wenn der Kriegszustand im Individuum selbst akut wird, entweder dadurch, daß derjenige im täglichen Kampf unterlegen ist oder daß andersartige Möglichkeiten, Aggressionen nach außen abzuleiten, sonstwie unterbunden sind, richten sich die destruktiven Kräfte nach innen. 
    Sehr wenigen Menschen ist es möglich, die in Bewegung gesetzten Energien in kreativ- konstruktive Kräfte zu transformieren. Meistens erfolgt ein weiteres 'Befrieden' durch Verdrängung des Problems. Also durch Unterdrückung! Der Zusammenbruch des Systems ist absehbar und führt unumgänglich und folgerichtig zu organischen oder psychischen Krankheiten. Dies geschieht in vielen Stufen und umfaßt die verschiedenen 'Körper' des Systems, also auch Emotional- und Mentalkörper. Bis zu dem Ausmaß, bei welchem eine Spaltung der Persönlichkeit eintritt. Es sei denn, das Individuum ist bereit, loszulassen und ist ebenso gewillt, hinzuschauen, d.h. einen Schritt zur Selbsterkenntnis zu vollziehen. Damit könnte eine grundlegende Veränderung zu einem neuen Seinszustand anfangen: Die wirkliche Beendigung des Krieges, das heißt, es können die Voraussetzungen entstehen, damit diese Person künftig mit sich und der Umwelt in Frieden lebt. Was allerdings nicht Resignation und Rückzug aus dem Leben bedeutet. Im Gegenteil, die vorhandenen und eingesetzten Energien werden wesentlich wirkungsvoller. Es gehen keine Kräfte mehr im unnötigen Kampf gegen Widerstände verloren, weder gegen äußere noch gegen Innere. Wer in diesen Zustand eintritt, wirkt auf eine bis dahin ungeahnte Weise auf alles Geschehen in der Umwelt ein. In der Familie oder mit dem Partner, letztlich mit jedem Gegenüber, wird der Kampf ebenfalls beendet. Unterdrückung und Manipulationen hören auf. 
    Im Laufe der Menschheitsentwicklung haben verschiedene Religionsstifter versucht, den Menschen einen alternativen Lebenssinn und neue Verhaltensweisen nahezubringen. Neue ethische und moralische Gesetze führten zu weiteren Dimensionen für das im übrigen beibehaltene Kampfgebahren, denn am Triebverhalten der Menschen änderte sich kaum etwas. Es ergaben sich lediglich weitere Gründe, um Gegner gerechtfertigt bekämpfen und eliminieren zu können. Es entstanden nicht nur neue Verhaltensregeln, sondern auch eine Reihe damit verbundener Träume, so unter anderem der 'Traum vom Frieden', der so beherrschend wurde, daß er den Kampftrieb ins Unbewußte abdrängte und damit unsichtbar werden ließ. Die Traumvisionen der Menschheit vom Fortschritt, einer heilen Welt, totaler Sicherheit, Liebe, ewigem Leben usw., entsprechen der Sehnsucht, einen 'höheren Sinn' leben zu wollen. Durch die Visionen 'höherer Ziele' und deren Unvereinbarkeit mit der täglichen Realität entstehen jedoch vermehrter Streß und Unzufriedenheit. Was wiederum dem Harmoniestreben entgegengesetzt ist. Dieses Dilemma erzeugt weitere Spannung. Die gesteigerte Aggressivität wird durch die 'höheren Zielsetzungen' in ihrer Entladung nach außen blockiert und richtet sich dann nach innen. Diese Vorgänge, unabhängig davon, ob sie nun als negativ oder positiv betrachtet und empfunden werden, geben gleichermaßen ein verstärktes Ichgefühl und bestätigen die Persönlichkeit. Der Streßkreislauf in dieser Phase der menschlichen Evolution hat sich geschlossen und ist zu einer Leidensspirale geworden, welche den Druck ständig weiter ansteigen läßt. 
    Die Menschen halten am Gewohnten, d.h. an dem, womit sie sich identifizieren, fest und sehen sich daher gezwungen, immer stärker zu verdrängen, um sich zwingenden Einflüssen entziehen zu können. Bis es nicht mehr weitergeht. Wer nun 'überleben' will, dem bleibt keine andere Wahl, als sich der Realität zu stellen, d.h. zu der vorhandenen Situation echten Bezug zu nehmen und darüber zu reflektieren. Das führt folgerichtig zu Schlußfolgerungen und Entscheidungen. Damit wird ein Evolutionssprung eingeleitet. In dieser Situation steht jede einzelne Person vor der Möglichkeit und der dringenden Notwendigkeit, sich zu entscheiden. Entweder die Menschheit macht diesen entscheidenden Bewußtseinsschritt oder es kommt zum individuellen und ebenso zum weltweiten Kollaps. Allerdings wird, bis es zu dem einen oder anderen kommt, der Druck in der Leidensspirale noch erheblich ansteigen, und das wird sich sowohl im persönlichen Bereich eines jeden Einzelnen, als auch in globaler Hinsicht auswirken. 
    Wer unter genügend hohem Leidensdruck steht und sich der Realität nicht mehr entziehen kann und dies auch nicht mehr will, wird seine Situation hinterfragen und daraus Entscheidungen treffen. Solche Entscheidungen, in Eigenverantwortung getroffen, führen zu kreativ-konstruktiven Änderungen, gleichwohl im persönlichen Bereich als auch darüber hinaus in Gruppen, beim Staat und bei der Weltsituation. Diese Entscheidungen kommen nicht aus der überkommenen Kampfhaltung, sondern sie entstehen mittels der bewußten Erkenntnis- und Unterscheidungsfähigkeit. Sie führen den Menschen zu einer neuen, aus sich selbst heraus gewachsenen Lebenseinstellung und ebenso zu einem neuen Sein-Zustand: Der Realisation des Friedens. - Ein Quantensprung wird möglich!"

    Frage: "Meines Erachtens halten die Menschen immer noch an ihrem Kindertraum von einer 'heilen Welt' fest, oder ist es mehr die Hoffnung auf eine heile Welt?"

    BeiYin: "So etwas wie 'heile Welt' ist eigentlich kein Thema mehr. In der jeden Tag offensichtlicher werdenden Situation, in welcher der Planet Erde sich befindet, hat dieser langgehegte Traum ein Ende, da es keinem auch nur andeutungsweise klarsehenden Menschen mehr möglich ist, an dieser Illusion festzuhalten. Was aber trotz aller Enttäuschung und Resignation bei den Menschen weiter vorhanden ist, ist die tiefsitzende Sehnsucht nach einer 'heilen Welt'. Einer Welt ohne Sorgen und Leid, einer Welt mit zufriedenen, glücklichen Menschen, ohne den täglichen Kampf ums Überleben, ohne Zank und Streit, einer Welt, in der die Menschen geliebt werden und sich gegenseitig so annehmen, wie sie sind... 
    Die Menschen haben sich beinahe damit abgefunden, daß die Welt kaputt ist und jeden Tag mehr davon unwiederbringlich verloren geht. Sie nehmen es resignierend hin, daß die Lebensqualität ständig abnimmt: Durch die Umweltverseuchung, die ansteigende Kriminalität, das erhöhte Gesundheitsrisiko, den Ausbruch von 'Seuchen', die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit, usw. Jedoch haben sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben. 'Die Hoffnung ist das einzige, was uns noch bleibt', wird von den Leuten gesagt. Die Hoffnung auf was? Daß es von allein wieder besser wird? Daß der Staat eingreift? Daß ein Wunder geschieht? Daß 'Außerirdische' zu Hilfe eilen? 'Was kann ich als Einzelner schon tun?' Sagen die meisten der Menschen. - Wer aus einer religiösen Tradition heraus lebt, sucht seine Zuflucht im Gebet... Andere zucken die Schultern und resignieren... Und die Menschen wenden sich wieder ihren Alltagsproblemen zu. Ab und zu einen Blick zum Himmel werfend, ob wohlmöglich eine Giftwolke erscheint, oder über den Gestank und Lärm schimpfend, der durch immer mehr Autos von Tag zu Tag unerträglicher wird. Können die Menschen wirklich nichts tun? 
    Ist es nicht eine kindliche, unreife Haltung, die Veränderung von einer übergeordneten Instanz zu erwarten? Ob dies nun der Staat oder Gott sein mag. Genauso naiv erscheint es, wenn gegen Mißstände demonstriert wird. Dadurch wird nichts an den bestehenden Tatsachen geändert, welche die Menschen selbst herbeigeführt haben. Demonstrationen zeigen, daß die Menschen beunruhigt sind und ebenso deren verzweifelte Hilflosigkeit. - 
    Wo liegt die Lösung des Problems? Kann der 'Marsch der Lemminge' auf den Abgrund zu, irgendwie aufgehalten werden? (Lemminge sind den Meerschweinchen ähnliche Tiere, die sich unter günstigen Bedingungen explosionsartig vermehren und dann keine Nahrung mehr finden. Worauf alle diese Tiere einen großen Zug bilden, der sich geschlossen in einen Abgrund stürzt, - so daß die meisten dabei umkommen.) Im Heer der wandernden Lemminge geht jeder Einzelne in die gleiche Richtung, weil die andern ebenfalls in diese Richtung gehen. Die Vorangehenden werden von den Nachfolgenden vorwärts gedrängt.
    Die Lösung liegt auf der Hand: So lange jeder das tut und denkt, was die andern auch tun und denken, bewegt sich die Masse auf den Abgrund zu. Erst wenn jemand innehält und sich über sein Tun im Klaren wird, kann er eine andere Richtung einschlagen. Die Schwierigkeit liegt darin, innezuhalten und eine Entscheidung zu treffen, obwohl alle anderen ohne Halt weitergehen. Der Einwand, daß wenn ich einhalte und in eine andere Richtung gehe, dies auf die Masse keinen Einfluß hat, stimmt nur bedingt. Denn wenn jeder für sich, ohne von der Meinung der anderen abhängig zu sein, seine Entscheidung trifft, könnte es sein, daß die Anzahl dieser Einzelnen erheblich ist. Immerhin ist der Mensch als 'homo sapiens' ein denkendes mit Vernunft begabtes Wesen. Zumindest ist die Anlage dazu vorhanden. Es mag auch geschehen, daß der eine oder andere in der dahin eilenden Masse sich zumindest wundert, warum jemand innehält und wird vielleicht dann fragen... 
    Das Innehalten befriedigt keinerlei Bedürfnisse, wie es durch Konsum geschieht, sei es durch Sachen oder Ideologien, es ist einzig ein Reflektieren über die momentane Position und Situation und das ist eher beunruhigend, verwirrend und verunsichernd. Aus diesen Reflexionen können jedoch Fragen entstehen und erst dann ist die Möglichkeit zur Veränderung gegeben. Die Frage ist nun, worin besteht die Veränderung?
    Bisher wurde dem allgemeinen Trend gefolgt. Da Geld und Besitz weltweit das wichtigste für die Menschen sind, so liegt das Hauptinteresse darin, möglichst viel davon anzusammeln. Das vorrangige Anliegen besteht darin, sich und seine Familie so gut wie möglich abzusichern. Jetzt wäre der Anlaß gegeben, bei dem 'Lebenskampf' einmal innezuhalten, da zu erkennen ist, daß Geld weder die Gefahren vermeiden kann, die aus der vergifteten Umwelt oder einem Krieg entstehen, noch jemanden absichern kann, damit ein Überleben in der Zukunft möglich ist. Die Einsicht über die derzeitige Lage läßt erkennen, daß die Menschen viel zu sehr im allgemeinen Wettlauf befangen sind, um sehen zu können, daß sie in die falsche Richtung zielen. Aber die Menschen denken nicht nach und schauen nicht hin. Sie halten lieber an ihrem verschwommenen Wunschbild fest. Sei es nun eine 'heile Welt', 'Fortschritt' oder was auch immer, - selbst wenn sie zusammen mit diesem Bild untergehen!
    Nun ist das nicht die einzige Haltung der Menschen, es gibt auch einige wenige andere die bereit sind hinzuschauen und ihren momentanen Zustand zu hinterfragen. An diese wende ich mich."

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