Frage:
"Warum gibt es immer noch Kriege, trotz der Bemühungen der UNO und
anderer Friedensorganisationen? Und obwohl auch die Staatsführer der
beteiligten Kontrahenten bemüht sind, Gewaltanwendungen zu vermeiden?"
BeiYin: "Staatsführer
sind nicht in der Lage, bei politischen Konflikten gewaltfreie Lösungen
herbeizuführen, weil auch sie mit ihrem persönlichen Willen nicht
mehr darstellen und bewirken können als die Gesamtheit der von ihnen
vertretenen Bürger. Es dürfte bekannt sein, daß Aggressionen
durch Akkumulation von Spannungen hervorgerufen werden, die sich im 'Außen',
also am zunächst erreichbaren Gegenüber, abreagieren. Im Kleinen
als Familien- oder Partnerschaftsstreit und im Großen als Krieg.
Jedoch besagt das Wissen darüber noch nicht, daß damit Spannungen
und Aggressionen im persönlichen Alltagsleben vermieden bzw. im Idealfall
kreativ konstruktiv umgesetzt werden. Das ist ein Schritt, zu dem wenige
Individuen fähig sind. Staatsorgane haben sich gleichermaßen
als unfähig dazu erwiesen. So lange es unreflektierte (unbewußte)
Spannungen gibt, im Großen und im Kleinen, und so lange diese in
Aggressionen nach außen oder nach innen abreagiert werden, wird es
Krieg, Streit und Disharmonie geben. Das ist die Realität der Menschen
dieses Planeten.
In den Wunschvisionen der
Menschheit, die seit Generationen von den verschiedensten Ideologien genährt
werden, kommt die Sehnsucht nach Frieden, Freiheit, Liebe, Gerechtigkeit,
Geborgenheit, Harmonie, Wohlbefinden, Sinngebung und Erfüllung zum
Ausdruck. Die Menschen versuchen diese Vorstellungen zu verwirklichen und
stoßen dabei auf die Alltagsrealität, die ihren Wünschen
so sehr entgegengesetzt ist. Die tägliche Realität wird durch
die innere Realität aller Beteiligten verursacht, das heißt,
durch die sie bestimmende individuelle Struktur jedes Einzelnen. Bis jetzt
nehmen die wenigsten Menschen ihre Realität wahr, weder ihre innere
noch ihre Äußere, das heißt, sie haben sie so weit wie
möglich verdrängt und haben versucht, die Welt und sich selbst
nach dem Bilde ihrer Wunschträume zu formen. Da hinein haben die Menschen
ihre gesamte Energie gegeben und haben damit gerade das bewirkt, was sie
durch ihre Träume vermeiden wollten: Unzufriedenheit durch fortwährende
Enttäuschungen, daraus resultierende Spannungen, Verunsicherung und
Disharmonie, Streit mit den Menschen, die ihnen am nächsten sind und
so weiter.
Die Wirklichkeit, das ist
die tägliche Realität, ist stärker als alle Wunschträume.
Das Leben, wie es allen Individuen in jedem Moment begegnet, versucht zu
lehren: Damit sie ihre Täuschung ablegen, in dem sie ent-täuscht
werden. Weil die Menschen jedoch reflektionslos mit ihren Wünschen
identifiziert sind, werden sie ständig frustriert, d.h. ent-täuscht.
Die dabei auftretenden und sich aufstauenden Spannungen führen zu
Entladungen durch aggressive Gefühlsäußerungen, wie Ärger,
Wut, usw. oder zu regressiven Gefühlen wie z.B. Trauer. Falls diese
Möglichkeiten des 'natürlichen' Ausgleichs blockiert sind, kristallisieren
sie sich, über viele Schritte, wie Resignation, Depression, usw. in
Form von Krankheiten. Aus all dem wird klar, daß ein ständiger
Kampf stattfindet: Gegen die Umstände, gegen die Umwelt, gegen die
Mitmenschen und nicht zuletzt jeder einzelne gegen sich selbst. Die Menschen
befinden sich in einem ständigem Kriegszustand mit der Realität."
Frage: "Wenn es wirklich
so ist, und es erscheint einleuchtend, dann sind wir Menschen offensichtlich
maßlos dumm, da wir diese Tatsachen nicht erkennen. Es schien mir
immer schon absurd zu sein, für Fried und Harmonie kämpfen zu
wollen. Wir kämpfen für Illusionen und um mit aller Kraft daran
festzuhalten. Wie dumm von uns!"
BeiYin: "Es ist nicht
eine Frage der Intelligenz, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß
alle Menschen, mit dem gegenwärtig vorhandenen 'Normalbewußtsein',
sich in einer Art Traumzustand befinden, das heißt, daß die
Menschen nur halbwach sind. Diese an sich offensichtliche Tatsache zu erkennen,
ist eine Frage der Selbst-Realisation, also der integrierten Erfahrung
durch bewußte Wahrnehmung. Die Erkenntnis des eigenen Traumzustands
fällt so schwer, weil dieser limitierte und so fest atablierte Bewußtseinszustand
eine derartige Selbstverständlichkeit ist, daß er höchstens
von extremen Außenseitern hinterfragt wird, die dann damit häufig
erheblich anecken und zum allgemeinen Ärgernis werden. Es ist dem
'Normalmenschen', unter gewöhnlichen Umständen, so gut wie unmöglich
'aufzuwachen', um seine Willenskraft zur Unterscheidung einzusetzen. Um
sich zu fragen: Was entspricht meiner eigenen Struktur, also meiner Identifikation
mit Vorstellungen? Welches sind die von mir gehegten Wünsche, wie
hätte ich mich und die Welt gerne? Andererseits: Wie ist es wirklich?
Da keine Möglichkeit
für Staatsorgane und Staatsführer besteht, einen Erkenntnisschritt
im Namen der Gesamtheit des Volkes zu vollziehen, wenn nicht eine Mindestanzahl
derer für sich selbst dazu in der Lage sind, so bleibt als Auswirkung
nur die Realität mit all der Härte des täglichen Kleinkrieges
und als Verdichtung dessen im Kollektiv, der Ausbruch eines Völkerkrieges:
Schmerzen, Tod, persönlicher Verlust und Verzweiflung. In einem Maße,
bei welchem eine Steigerung des Leidens nicht mehr möglich erscheint.
Das Ergebnis ist das Zerbrechen der hoffnungsvollen Vision von Frieden
und Zufriedenheit, entweder durch den Tod oder zumindest den Verlust der
Gesundheit, des Besitzes oder der nächsten Angehörigen. Dem können
die betroffenen Menschen sich nicht entziehen. Aber ist das Geschehen eines
Krieges wirklich sinnlos?
Es erscheint den darin verwickelten
Menschen so, weil sie leiden und weil sie nicht verstehen, wozu ihr Leid
gut sein sollte. Diese direkt vom Krieg betroffenen Menschen leiden stellvertretend
auch für diejenigen, die sich noch in ihrer gesicherten Selbstzufriedenheit
befinden und vom Leid entfernter Menschen nicht betroffen sind. Sie sind
aber sehr wohl betroffen, da sie mit Ausnahme der Körperebene, mit
allen andern Ebenen direkt mit den Leidenden verbunden sind, auch wenn
dieses für sie nicht wahrnehmbar ist."
Kommentar: "Die Menschen,
die nicht direkt von Kampfhandlungen berührt werden und diese nur
im Fernsehen mit verfolgen, sollten eigentlich ebenfalls 'betroffen' sein.
Dann könnte dieses 'Betroffensein' bewirken, daß die Menschen
aus ihrem bequem gewordenen Konsumentendasein aufgeschreckt werden."
BeiYin: "Richtig, der
eine oder andere hat damit die Möglichkeit, endlich aufzuwachen; das
heißt, daß damit eine kreative Veränderung in seiner indifferenten
Haltung eintreten könnte. Mit der Wirkung, daß bisher Selbstverständliches,
bzw. gleichgültig Hingenommenes, hinterfragt wird. Es könnte
eine längst fällige Werteverschiebung einleiten. Nicht weg vom
Materialismus hin zu spirituellen Ideologien, - sondern hin zu Praktischem,
Gegenwartsbezogenem, konsequent Realitätsbezogenem. Deshalb gilt es
als erstes, die Realität in ihrer Tragweite im persönlichen Bereich
zu erkennen und daheraus Entscheidungen zu treffen. Dieses vollzieht sich
im Alltagsleben, in jedem Moment der täglichen Konfrontation mit den
persönlichen Umständen. Hier fällt die Entscheidung über
Krieg und Frieden und nicht an Konferenztischen der Politiker."
Kommentar: "Es ist nun
einmal eine offensichtliche Tatsache, daß wir nicht aufwachen wollen
aus unserem liebgewordenen Traum von Frieden, Liebe und Harmonie. Wir demonstrieren
lieber für den Frieden. Andererseits nehmen wir eine Kriegssituation
als willkommenen Anlaß, um unsere Aggressionen heraus zu lassen und
auf einen Bösewicht richten zu können. In sofern sind wir alle
selbst 'Hussein' oder wie der Kriegsgott gerade heißen mag, auch
wenn wir dies nicht wahrhaben wollen."
BeiYin: "In der heutigen
Alltagswelt gehört, seit historischen Zeiten, Kampf und Leid zur gegebenen
und übernommenen Struktur des menschlichen Daseins bzw. Bewußtseins.
Kampf und Leid sind die Auswirkungen des vorhandenen Bewußtseins.
Jeder Einzelne befindet sich in einem individuellen 'Kriegszustand', -
durch die Konfrontation mit der Realität. Dieses wird als etwas Negatives
gesehen, denn jeder ist davon unmittelbar durch Mühsal und Leiden
betroffen. Jedoch aus einer anderen Perspektive gesehen, hat das Leiden
einen Sinn, denn es bewirkt auf Dauer, daß die Menschen aufwachen
und erkennen und damit die Möglichkeit haben, aus ihrer permanenten
Kriegshaltung herauszutreten. Jeder Völkerkrieg ist mit unermeßlichem
Leid verbunden. Brauchen die Menschen dieses Leid, um nach einigen Jahrzehnten
'Frieden'
aus ihrer Ersatz-Traum-Welt herauszutreten? Auch wer nicht unmittelbar
selbst vom Leid anderer Menschen in einem fernen Land betroffen ist, könnte
sich vielleicht doch veranlaßt sehen, für einen Moment aus dem
Tumult des täglichen, ichbezogenen Daseinskampfes zurückzutreten
und über seine wirkliche Situation zu reflektieren und als Konsequenz
daraus eine Entscheidung zu treffen? -
Die Kampfhaltung ist eine
Selbstverständlichkeit, die wie andere Triebe und Gewohnheiten von
der großen Mehrheit der Menschen nicht angezweifelt bzw. hinterfragt
wird. Jedoch hat diese triebhafte, unbewußte Haltung eine Reihe von
Wirkungen, die das gesamte Leben in einer vorgezeichneten Weise ausrichtet
und Ergebnisse zeitigt, die in ihrer Anhäufung zum Zusammenbruch der
verschiedenen Systeme führen. Angefangen beim persönlichen, über
das wirtschaftliche und politische, bis hin zum ökologischen Gleichgewicht
des Planeten Erde."
Kommentar: "Den Kampftrieb
haben wir von unseren Vorfahren geerbt. Bei den Tieren und bei den Urmenschen
wurde damit die Auslese und Entwicklung bewirkt. Diese Triebe sind auch
heute noch bei jedem einzelnen Menschen vorhanden und wirksam, auch wenn
sie so überlagert sind, daß sie ins Unbewußte abgedrängt
wurden. Dem Überlebenskampf diente unter anderem auch das Anhäufen
von Vorräten: Das Besitzstreben. Der Stärkste hatte die meisten
Vorräte und damit die größte Möglichkeit, Hungerstrecken
zu überleben. Diese Haltung besteht auch heute unvermindert. Der Stärkste,
der Schlaueste und der, der den meisten Besitz angehäuft hat, ist
am angesehensten und wird demzufolge auch der Anführer der Gruppe.
Wie sollte es anders sein, daß Reichtum und Erfolg nicht als Lebensziele
an vorrangiger Stelle stehen?"
BeiYin: "Eine Entwicklung
wird durch den Kampftrieb seit langem nicht mehr gefördert, und der
Trieb, Besitz anzuhäufen, schafft keine Sicherheit mehr. Im Gegenteil,
diese Kräfte richten sich in ihrer Auswirkung immer mehr gegen den
Menschen. Irrtümlicherweise werden die Ziele in Verbindung mit dem
Erfolgs- und Besitzstreben mit dem unbewußten Drang nach Erfüllung
und Glücklichsein gleichgesetzt, beziehungsweise verwechselt. Daß
der Trieb, Besitz anzuhäufen, recht wenig mit Vernunft zu tun hat,
ebensowenig wie der Kampftrieb, wird aus der folgeträchtigen, absurden
Tatsache deutlich, daß die Menschen das Anhäufen von Besitz
jeglicher Art auch dann unvermindert weiter betreiben, wenn sie um ein
Vielfaches mehr besitzen, als sie je in ihrem Leben nutzen oder verbrauchen
können. Das Anhäufen wird auch auf Kosten der Mitmenschen fortgesetzt
und im steigenden Maße auch auf Kosten der eigenen Lebensgrundlagen.
Es ist eindeutig, daß ein permanenter Kriegszustand auf allen Ebenen
vorhanden ist. In dem Moment wird er akut und damit meist dramatisch, wenn
aufgestaute Aggressionen nach außen auf einen Gegner gerichtet werden.
Wenn der Kriegszustand im Individuum selbst akut wird, entweder dadurch,
daß derjenige im täglichen Kampf unterlegen ist oder daß
andersartige Möglichkeiten, Aggressionen nach außen abzuleiten,
sonstwie unterbunden sind, richten sich die destruktiven Kräfte nach
innen.
Sehr wenigen Menschen ist
es möglich, die in Bewegung gesetzten Energien in kreativ- konstruktive
Kräfte zu transformieren. Meistens erfolgt ein weiteres
'Befrieden'
durch
Verdrängung des Problems. Also durch Unterdrückung! Der Zusammenbruch
des Systems ist absehbar und führt unumgänglich und folgerichtig
zu organischen oder psychischen Krankheiten. Dies geschieht in vielen Stufen
und umfaßt die verschiedenen 'Körper' des Systems, also
auch Emotional- und Mentalkörper. Bis zu dem Ausmaß, bei welchem
eine Spaltung der Persönlichkeit eintritt. Es sei denn, das Individuum
ist bereit, loszulassen und ist ebenso gewillt, hinzuschauen, d.h. einen
Schritt zur Selbsterkenntnis zu vollziehen. Damit könnte eine grundlegende
Veränderung zu einem neuen Seinszustand anfangen: Die wirkliche Beendigung
des Krieges, das heißt, es können die Voraussetzungen entstehen,
damit diese Person künftig mit sich und der Umwelt in Frieden lebt.
Was allerdings nicht Resignation und Rückzug aus dem Leben bedeutet.
Im Gegenteil, die vorhandenen und eingesetzten Energien werden wesentlich
wirkungsvoller. Es gehen keine Kräfte mehr im unnötigen Kampf
gegen Widerstände verloren, weder gegen äußere noch gegen
Innere. Wer in diesen Zustand eintritt, wirkt auf eine bis dahin ungeahnte
Weise auf alles Geschehen in der Umwelt ein. In der Familie oder mit dem
Partner, letztlich mit jedem Gegenüber, wird der Kampf ebenfalls beendet.
Unterdrückung und Manipulationen hören auf.
Im Laufe der Menschheitsentwicklung
haben verschiedene Religionsstifter versucht, den Menschen einen alternativen
Lebenssinn und neue Verhaltensweisen nahezubringen. Neue ethische und moralische
Gesetze führten zu weiteren Dimensionen für das im übrigen
beibehaltene Kampfgebahren, denn am Triebverhalten der Menschen änderte
sich kaum etwas. Es ergaben sich lediglich weitere Gründe, um Gegner
gerechtfertigt bekämpfen und eliminieren zu können. Es entstanden
nicht nur neue Verhaltensregeln, sondern auch eine Reihe damit verbundener
Träume, so unter anderem der 'Traum vom Frieden', der so beherrschend
wurde, daß er den Kampftrieb ins Unbewußte abdrängte und
damit unsichtbar werden ließ. Die Traumvisionen der Menschheit vom
Fortschritt, einer heilen Welt, totaler Sicherheit, Liebe, ewigem Leben
usw., entsprechen der Sehnsucht, einen
'höheren Sinn' leben
zu wollen. Durch die Visionen 'höherer Ziele' und deren Unvereinbarkeit
mit der täglichen Realität entstehen jedoch vermehrter Streß
und Unzufriedenheit. Was wiederum dem Harmoniestreben entgegengesetzt ist.
Dieses Dilemma erzeugt weitere Spannung. Die gesteigerte Aggressivität
wird durch die 'höheren Zielsetzungen' in ihrer Entladung nach
außen blockiert und richtet sich dann nach innen. Diese Vorgänge,
unabhängig davon, ob sie nun als negativ oder positiv betrachtet und
empfunden werden, geben gleichermaßen ein verstärktes Ichgefühl
und bestätigen die Persönlichkeit. Der Streßkreislauf in
dieser Phase der menschlichen Evolution hat sich geschlossen und ist zu
einer Leidensspirale geworden, welche den Druck ständig weiter ansteigen
läßt.
Die Menschen halten am Gewohnten,
d.h. an dem, womit sie sich identifizieren, fest und sehen sich daher gezwungen,
immer stärker zu verdrängen, um sich zwingenden Einflüssen
entziehen zu können. Bis es nicht mehr weitergeht. Wer nun 'überleben'
will, dem bleibt keine andere Wahl, als sich der Realität zu stellen,
d.h. zu der vorhandenen Situation echten Bezug zu nehmen und darüber
zu reflektieren. Das führt folgerichtig zu Schlußfolgerungen
und Entscheidungen. Damit wird ein Evolutionssprung eingeleitet. In dieser
Situation steht jede einzelne Person vor der Möglichkeit und der dringenden
Notwendigkeit, sich zu entscheiden. Entweder die Menschheit macht diesen
entscheidenden Bewußtseinsschritt oder es kommt zum individuellen
und ebenso zum weltweiten Kollaps. Allerdings wird, bis es zu dem einen
oder anderen kommt, der Druck in der Leidensspirale noch erheblich ansteigen,
und das wird sich sowohl im persönlichen Bereich eines jeden Einzelnen,
als auch in globaler Hinsicht auswirken.
Wer unter genügend hohem
Leidensdruck steht und sich der Realität nicht mehr entziehen kann
und dies auch nicht mehr will, wird seine Situation hinterfragen und daraus
Entscheidungen treffen. Solche Entscheidungen, in Eigenverantwortung getroffen,
führen zu kreativ-konstruktiven Änderungen, gleichwohl im persönlichen
Bereich als auch darüber hinaus in Gruppen, beim Staat und bei der
Weltsituation. Diese Entscheidungen kommen nicht aus der überkommenen
Kampfhaltung, sondern sie entstehen mittels der bewußten Erkenntnis-
und Unterscheidungsfähigkeit. Sie führen den Menschen zu einer
neuen, aus sich selbst heraus gewachsenen Lebenseinstellung und ebenso
zu einem neuen Sein-Zustand: Der Realisation des Friedens. - Ein Quantensprung
wird möglich!"
Frage: "Meines Erachtens
halten die Menschen immer noch an ihrem Kindertraum von einer
'heilen
Welt' fest, oder ist es mehr die Hoffnung auf eine heile Welt?"
BeiYin: "So etwas wie
'heile Welt' ist eigentlich kein Thema mehr. In der jeden Tag offensichtlicher
werdenden Situation, in welcher der Planet Erde sich befindet, hat dieser
langgehegte Traum ein Ende, da es keinem auch nur andeutungsweise klarsehenden
Menschen mehr möglich ist, an dieser Illusion festzuhalten. Was aber
trotz aller Enttäuschung und Resignation bei den Menschen weiter vorhanden
ist, ist die tiefsitzende Sehnsucht nach einer 'heilen Welt'. Einer
Welt ohne Sorgen und Leid, einer Welt mit zufriedenen, glücklichen
Menschen, ohne den täglichen Kampf ums Überleben, ohne Zank und
Streit, einer Welt, in der die Menschen geliebt werden und sich gegenseitig
so annehmen, wie sie sind...
Die Menschen haben sich beinahe
damit abgefunden, daß die Welt kaputt ist und jeden Tag mehr davon
unwiederbringlich verloren geht. Sie nehmen es resignierend hin, daß
die Lebensqualität ständig abnimmt: Durch die Umweltverseuchung,
die ansteigende Kriminalität, das erhöhte Gesundheitsrisiko,
den Ausbruch von 'Seuchen', die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit,
usw. Jedoch haben sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben. 'Die Hoffnung
ist das einzige, was uns noch bleibt', wird von den Leuten gesagt.
Die Hoffnung auf was? Daß es von allein wieder besser wird? Daß
der Staat eingreift? Daß ein Wunder geschieht? Daß
'Außerirdische'
zu Hilfe eilen? 'Was kann ich als Einzelner schon tun?' Sagen die
meisten der Menschen. - Wer aus einer religiösen Tradition heraus
lebt, sucht seine Zuflucht im Gebet... Andere zucken die Schultern und
resignieren... Und die Menschen wenden sich wieder ihren Alltagsproblemen
zu. Ab und zu einen Blick zum Himmel werfend, ob wohlmöglich eine
Giftwolke erscheint, oder über den Gestank und Lärm schimpfend,
der durch immer mehr Autos von Tag zu Tag unerträglicher wird. Können
die Menschen wirklich nichts tun?
Ist es nicht eine kindliche,
unreife Haltung, die Veränderung von einer übergeordneten Instanz
zu erwarten? Ob dies nun der Staat oder Gott sein mag. Genauso naiv erscheint
es, wenn gegen Mißstände demonstriert wird. Dadurch wird nichts
an den bestehenden Tatsachen geändert, welche die Menschen selbst
herbeigeführt haben. Demonstrationen zeigen, daß die Menschen
beunruhigt sind und ebenso deren verzweifelte Hilflosigkeit. -
Wo liegt die Lösung des
Problems? Kann der 'Marsch der Lemminge' auf den Abgrund zu, irgendwie
aufgehalten werden? (Lemminge sind den Meerschweinchen ähnliche Tiere,
die sich unter günstigen Bedingungen explosionsartig vermehren und
dann keine Nahrung mehr finden. Worauf alle diese Tiere einen großen
Zug bilden, der sich geschlossen in einen Abgrund stürzt, - so daß
die meisten dabei umkommen.) Im Heer der wandernden Lemminge geht jeder
Einzelne in die gleiche Richtung, weil die andern ebenfalls in diese Richtung
gehen. Die Vorangehenden werden von den Nachfolgenden vorwärts gedrängt.
Die Lösung liegt auf
der Hand: So lange jeder das tut und denkt, was die andern auch tun und
denken, bewegt sich die Masse auf den Abgrund zu. Erst wenn jemand innehält
und sich über sein Tun im Klaren wird, kann er eine andere Richtung
einschlagen. Die Schwierigkeit liegt darin, innezuhalten und eine Entscheidung
zu treffen, obwohl alle anderen ohne Halt weitergehen. Der Einwand, daß
wenn ich einhalte und in eine andere Richtung gehe, dies auf die Masse
keinen Einfluß hat, stimmt nur bedingt. Denn wenn jeder für
sich, ohne von der Meinung der anderen abhängig zu sein, seine Entscheidung
trifft, könnte es sein, daß die Anzahl dieser Einzelnen erheblich
ist. Immerhin ist der Mensch als 'homo sapiens' ein denkendes mit
Vernunft begabtes Wesen. Zumindest ist die Anlage dazu vorhanden. Es mag
auch geschehen, daß der eine oder andere in der dahin eilenden Masse
sich zumindest wundert, warum jemand innehält und wird vielleicht
dann fragen...
Das Innehalten befriedigt
keinerlei Bedürfnisse, wie es durch Konsum geschieht, sei es durch
Sachen oder Ideologien, es ist einzig ein Reflektieren über die momentane
Position und Situation und das ist eher beunruhigend, verwirrend und verunsichernd.
Aus diesen Reflexionen können jedoch Fragen entstehen und erst dann
ist die Möglichkeit zur Veränderung gegeben. Die Frage ist nun,
worin besteht die Veränderung?
Bisher wurde dem allgemeinen
Trend gefolgt. Da Geld und Besitz weltweit das wichtigste für die
Menschen sind, so liegt das Hauptinteresse darin, möglichst viel davon
anzusammeln. Das vorrangige Anliegen besteht darin, sich und seine Familie
so gut wie möglich abzusichern. Jetzt wäre der Anlaß gegeben,
bei dem 'Lebenskampf' einmal innezuhalten, da zu erkennen ist, daß
Geld weder die Gefahren vermeiden kann, die aus der vergifteten Umwelt
oder einem Krieg entstehen, noch jemanden absichern kann, damit ein Überleben
in der Zukunft möglich ist. Die Einsicht über die derzeitige
Lage läßt erkennen, daß die Menschen viel zu sehr im allgemeinen
Wettlauf befangen sind, um sehen zu können, daß sie in die falsche
Richtung zielen. Aber die Menschen denken nicht nach und schauen nicht
hin. Sie halten lieber an ihrem verschwommenen Wunschbild fest. Sei es
nun eine 'heile Welt', 'Fortschritt'
oder was auch immer,
- selbst wenn sie zusammen mit diesem Bild untergehen!
Nun ist das nicht die einzige
Haltung der Menschen, es gibt auch einige wenige andere die bereit sind
hinzuschauen und ihren momentanen Zustand zu hinterfragen. An diese wende
ich mich."
zum nächsten
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