Wir Ökologen sehen ziemlich klar, wie das Lebenssystem im Großen zusammenhängt und wir wissen ebenfalls, wodurch es in seinen Einzelaspekten gestört wird und warum es dann die zum Teil verheerenden Auswirkungen hat und immer mehr haben wird, das macht die Situation so gefährlich für unseren Planeten. Wir wissen, was auf die Menschheit zukommt, wenn nicht drastische Veränderungen erfolgen, und da hat 'Bei-Yin' nur allzu recht. Wir als Ökologen sehen uns jedoch machtlos in der Frage, wie die Verstrickungen, zum Beispiel im psychologisch-menschlichen Bereich und auf vielen anderen Gebieten, gelöst werden könnten. Im Grunde genommen würde dies die genaue Kenntnis all der vielen verschiedenen menschlich-soziologischen, ökologischen, politischen und vieler anderer Einzelaspekte voraussetzen, sodann die Koordination, Analyse und genaueste Planung aller dieser Teilbereiche. Wir können uns als Fachleute zwar zusammensetzen und jeder von uns gibt seine Kenntnisse in den großen Topf, aber was dabei heraus kommt, ist lediglich eine unklare Suppe, da keiner den anderen ausreichend und noch weniger das Ganze begreift. Dabei sind wir noch nicht einmal bis in philosophische oder transzendentale Bereiche vorgedrungen, und vielleicht liegt nur da die Lösung. 
    In der Zukunft werden die Lösungen darin zu suchen sein, daß man das Ganze betrachtet, - was zweifellos mehr ist als die Summe der Einzelaspekte. Um das Ganze zu begreifen, müßten wir als erstes uns selbst begreifen, denn wir sind es ja, die das Ganze betrachten wollen und als Betrachter sind wir zwar Teil des Ganzen, aber eben nicht das Ganze. Und wenn wir nicht einmal uns selbst ausreichend kennen, können wir, als subjektive Betrachter, die wir ohne Zweifel sind, nicht das Ganze erkennen. Da liegt das Problem. 
    Die Frage wäre: Wie können wir Menschen, die wir lediglich ein Teil des Ganzen sind, das Ganze begreifen? Denn nur wenn wir es begreifen, können wir Veränderungen vornehmen, die allen Teilen gerecht werden und nicht nur einzelnen Aspekten. Oder mit anderen Worten: Wie können wir aus dieser Welt einen Platz schaffen, in welcher alle ihr Recht auf Leben und Entwicklung ihrer potentiellen Möglichkeiten nutzen können und nicht nur eine durch Geld und Macht privilegierte Anzahl. In einem materialistischen Machtsystem, in welchem einige Wenige auf Kosten aller anderen leben und fast alle, auch die Manipulierten und Ausgenutzten, an erster Stelle an den eigenen, persönlichen Nutzen denken?

    F r a g e n : Warum steigt der Drogen und Alkoholkonsum? Warum nehmen die Selbstmorde immer mehr zu? Warum werden Krankenhäuser und Gefängnisse immer voller? Warum verhungern Kinder in einem Teil der Welt, während in einem andern Menschen daran sterben, daß sie zu viel essen? Warum verschließen wir uns immer mehr, so daß es vorkommt, daß Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung z.B. auf der Straße sterben, während andere achtlos an ihnen vorbeigehen? Warum werden wir systematisch von allem, was wir aufnehmen: Von Nahrung, Wasser und Luft und selbst von den Eindücken, z.B. durch die Medien, in steigendem Maße vergiftet? Die Lösung dieser Probleme kann nicht von 'oben' von einer Authorität kommen, sie muß da versucht werden, wo die Problematik auftritt, nämlich auf der Straße oder mit anderen Worten: Im täglichen Leben bei jedem Einzelnen von uns. Ich glaube kaum, daß wir je in der Lage sein werden, den totalen Überblick zu bekommen, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit und bevor die verschiedenen Systeme zusammen- gebrochen sind; angefangen bei den primitivsten Organismen bis hin zu Wirtschaftssystemen. Diese dringend notwendige Übersicht haben nur einige wenige Menshen auf diesem Planeten und diese befinden sich nicht in äußeren 'Machtpositionen', wenn uns diese jedoch etwas sagen wollen, sollten wir sehr gut hinhören. Ich möchte fragen: Was kann ich tun, was kann jeder Einzelne tun, um unseren Planeten zu retten? Es ist klar, daß es nicht damit getan ist, daß wir leere Flaschen im Glascontainer entsorgen und umweltfreundlicheres Waschpulver benutzen. - Wir müßten eine Möglichkeit finden, an die Wurzel zu gehen, um grundlegende Veränderungen zu bewirken. Aber können wir das? Sind wir nicht hilflos den 'großen Machern' ausgeliefert? Wie können wir denn in dem so fest eingefahrenen System Veränderungen bewirken? Es scheint, als seien wir mit unseren Gewohnheiten, unserer Umgebung, unseren kommunen Zielen, usw. so fest mit dem etablierten System verbunden, daß wir da allein und ohne Hilfe gar nicht rauskommen und kaum etwas bewirken können, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen. Da wären noch eine ganze Menge Fragen.

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